Frank hatte die Wahl, zuhause zu bleiben oder ins Café zu gehen. Es war sieben Uhr abends, Samstag. Er lag im Bett, hatte den halben Tag verschlafen und fragte sich, ob es alleine Spass machen würde, den Samstag im Ausgang zu verbringen. Er entschied es zu probieren. Sollte er das Mobiltelefon mitnehmen, falls doch noch jemand ihn begleiten würde? Nein, es war ja niemand da. Alle in den Ferien und seine Freundin Sonja hatte ihn mit folgenden Worten verlassen: "Du bist mir einfach zu zerstreut." Doch das war auch schon Wochen her.
Frank zog sich an, kämmte seine Haare, steckte das Mobiltelefon in die Hosentasche, nahm es heraus, legte es zurück auf den Schreibtisch, blieb einen Moment lang unschlüssig stehen und steckte es dann wieder ein. Er ging die Treppe hinunter, schloss die Tür auf, blieb stehen, drehte sich um, eilte die Treppe hinauf, legte das Mobiltelefon wieder auf den Tisch und verliess das Haus.
Als er vor dem Café stand, fiel ihm ein, dass Rebekka ihn hatte anrufen wollen. Er blieb einen Moment lang stehen und überlegte, ob er noch einmal nach Hause gehen sollte, um das Telefon doch noch zu holen. Rebekka war schön. Er hatte ein paar Mal mit ihr geschlafen, nachdem Sonja ihn verlassen hatte. Nun ja, eigentlich auch vorher schon. Rebekka störte sich nicht an seiner Zerstreutheit. Sie mochte einfach seinen Körper. Und sie unterhielt sich richtig gerne mit ihm. Vielleicht wäre ihm Rebekka eine bessere Freundin gewesen. Doch auch als Geliebte machte sie sich gut. Wie hatte er nur vergessen können, dass sie anrufen würde? Eine Gruppe von Menschen drängte sich an ihm vorbei ins Café. Zwei junge Frauen und ein Mann. Er schien nicht zu ihnen zu gehören. Sie waren hübsch. Frank verdrängte Rebekka aus seinen Gedanken und folgte ihnen.
Später folgte er ihnen auch in den Club, den sie besuchten. Er hatte sie angesprochen, und sie hatten ihn gefragt, ob er mit ihnen käme. Sollte er - sollte er nicht? Er hatte gesagt, dass er ihnen vielleicht nachfolgen würde. Dann den Kopf geschüttelt und nach seinem Mobiltelefon gegriffen. Das war nicht da. Er hatte genickt und gesagt: "Ich komme mit."
Im Club war seltsame Musik. Viele, ihm unbekannte Leute. Es gab Gin Tonic à sieben Franken fünfzig im Angebot. Er trank einige davon, schäkerte mit Denise, schäkerte mit Sybille, dann wieder mit Denise. Sybille hatte eine angenehmere Stimme, Denise das bessere Aussehen. Und ihr Lachen war sexy, fand er. "Dein Lachen ist sexy", sagte Frank, als sie zu dritt den Club verliessen. Er war leicht betrunken, und er hatte es aus Versehen zu Sybille gesagt, deren Stimme zwar angenehm war, deren Körper ihn aber weniger anzog. Und es war doch langsam Zeit, mit einer von ihnen ins Bett zu gehen. Sybille tuschelte kurz mit Denise. Denise sagte, dass sie gehen müsste. Sybille nahm Frank bei der Hand und fragte ihn, wo er wohnte. Frank seufzte innerlich, weil er - betrunken wie er war - der falschen Frau das Kompliment gemacht hatte. Dann deutete er auf seine Wohnung, die dem Club gegenüber lag. Sybille lachte. Frank verging die Lust in der Hose. Doch es war zu spät, um sie jetzt abzuschieben.
Sie gingen in seine Wohnung hinauf. Frank überlegte sich kurz, ob er etwas Musik auflegen sollte. Doch er mochte sie zu wenig, um sich wirklich Mühe zu geben. Er geleitete sie ins Schlafzimmer, zog sie aus, leckte sie kurz zwischen den Beinen, stiess zwei-, dreimal seinen Penis in ihre Scheide und stöhnte dann, so dass sie meinte, er wäre gekommen. Zum Glück war auch sie ziemlich betrunken. Er liess Sybille in seinem Bett schlafen und ging ins Wohnzimmer, um am Computer etwas zu surfen. Wie üblich fand er nichts, was ihn länger als ein paar Minuten bei Laune gehalten hätte. Seufzend schaltete er den Computer aus. "Falsch, falsch, falsch," murmelte Frank. Er hätte nicht ins Café gehen sollen. Er hätte nicht in den Club gehen sollen. Er hätte sich nicht betrinken, nicht der falschen Frau das Kompliment machen sollen. Er hätte nicht mit Sybille schlafen sollen, wenn man das überhaupt so nennen konnte, und er hätte es, wenn er es schon tat, wenigstens geniessen können.
Unbefriedigt und betrunken, wie er war, starrte er eine Weile sein Mobiltelefon an, ohne zu begreifen, was es ihm sagen wollte. Dann setzte das Gehirn wieder ein.
Ein verpasster Anruf.
Eine Mitteilung.
Die Combox.
Er hörte sich an, was Rebekka ihm hinterlassen hatte.
"Hallo Frank," hatte Rebekka gesagt. "Ich hoffe, du hast noch nichts vor heute Abend. Ich denke, wir sollten wieder einmal miteinander reden, ein wenig Wein trinken. Vielleicht einen Film sehen gehen. Und natürlich," und sie kicherte ein wenig, ein Kichern, das er liebte, "und natürlich miteinander schlafen. Und, ach ja, ich bin ein wenig in dich verliebt."
Eine Nacht der falschen Entscheidungen, dachte Frank bei sich. Und um dem Ganzen ein Ende zu setzen, ging er wieder ins Schlafzimmer und schlief noch einmal, und diesmal richtig, mit Sybille. So schlecht war sie ja gar nicht. Sie lachte auch nicht während dem Sex. Das war gut so.
Und am Morgen fiel ihm dann auf, dass er beim zweiten Mal nicht an das Kondom gedacht hatte. Sybille hatte sich, so erzählte sie ihm etwas später, eigentlich schon immer Kinder gewünscht.