Die Menschen, welche um 16.22 mit der S12 von Winterthur nach Zürich fahren. Haben die keine Arbeit? Oder sind sie wie ich selbständig? Mussten sie zum Zahnarzt, oder arbeiten sie in Winterthur und fahren so früh am Abend wieder zurück nach Hause? Mir fällt ein, dass es Leute gibt, die bereits um sieben Uhr morgens mit der Arbeit beginnen. Masochisten. Mir schräg gegenüber sitzt der Typ Junior-Consultant von McKinsey. Er dreht einen Kugelschreiber im Mund, tippt etwas in sein Handy, während er ein englischsprachiges Magazin liest. 'How things work' heisst der Artikel, dem er seine ganze Aufmerksamkeit nicht schenkt. Vielleicht eine Demoausgabe für junge Manager, so dass sie Liebesbriefchen per SMS während der Bahnfahrt versenden können und dabei den Eindruck erwecken, dass sie per WAP Börseninfos checken und arbeiten. Er wirkt gepflegt und ruhig, im Gegensatz zur der alten Frau im anderen Abteil, die mit dem Mund schmatzende Bewegungen macht. Ohne Geräusche jedoch. Ein Bild in meinem Kopf, wie ich gezwungen werde, die Frau zu küssen, welche mich durch ihre augenvergrössernde Brille anschaut. Eine junge Frau sitzt ihr unmittelbar gegenüber mit geschlossenen Augen. Vielleicht stellt sie sich vor, wie der junge Manager, der seiner Freundin gerade per SMS schreibt, dass er heute keine Zeit hat, sie küsst. Die hats besser als ich, denke ich, und kümmere mich um den Text auf meinem Notebook. Ich muss ihn korrigieren, bevor ich ihn später aufs Web lade. Eine Kurzgeschichte. Ich rufe per WAP auf meinem Handy die Termine ab, welche ich heute noch erledigen muss. Und frage mich, welches Bild ich wohl dabei abgebe...