Blitzlichter

10. August 1998
von Patrick Armbruster

Die drückende Hitze des Vormittags hätte ihn warnen sollen. Ebenso der Traum, der ihn in den frühen Morgenstunden nicht hatte ruhig schlafen lassen. In diesem Traum war Erich gestorben. Er wusste, dass viele Menschen behaupteten, man könnte in Träumen nicht sterben. Aber der Blitz, der aus dem Nichts gekommen war, hatte ihn getötet. Ohne Zweifel. Erich überquerte die Strasse, als der erste Blitz quer über den Himmel zuckte, der noch vor ein paar Minuten blau gewesen war. Jetzt zogen schnell Gewitterwolken auf. Der Donner rollte über ihn hinweg. Der Blitz hatte noch ein ganzes Stück weit weg von ihm in den Boden geschlagen. Hinter den Hügeln der Stadt. Weitere Blitze zuckten über ihm am Himmel. Näher schon. Erich begann zu rennen. Und er fluchte, denn es packte ihn die Angst, die aus der Gewissheit entsteht. Er hatte es geträumt. Also würde es geschehen. Bei jedem Blitz zuckte er zusammen. Doch die Blitze trafen ihn nicht. Er rannte zur Tramstation, stieg ein und fuhr die zwei Stationen bis zum Quartier, in dem er arbeitete. Es regnete mittlerweile, doch der Regen störte Erich nicht. Das kalte Wasser war erfrischend nach dem schwülen Vormittag. Als Erich die Tür zu dem Gebäude aufstiess - und er schon hoffte, es wäre vorbei - zuckte ein weiterer Blitz vom Himmel herab. Ganz nahe diesmal. Doch es war nur das Flackern der startenden Neonröhre. Beim Öffnen der Türe ging sie an. Erich atmete auf, betrat den Aufzug und drückte die Taste für den vierten Stock. Im ersten Stock jedoch blieb der Aufzug stehen. Und als Erich erneut auf die Taste drückte, geschah, was er am Morgen träumte.




dein feedback zum text (direkt an die/den autorIn):
name
e-mail

Leserbrief im Forum schreiben...


zurück zur Übersicht

Geschichten
Augen in der Nacht
Bei der nächsten Kreuzung falsch abbiegen
Bilder von Menschen
Blitzlichter
Cecy
Das Fragment ihrer Seele
Das Mondmädchen
Das verwitterte Haus
Des Nachts am Tage
Die Kunst des Herbert Mandolf
Die Spiegelratte
Dodo und die roten Tanzfinken
Etwas blass
Gegen die Leere
Gestrandet
Gewohnheit
Grün, blau, rot, gelb, lila
Kunst in Bahnen lenken
Kurzzeit
Links mit achtzehn
Niemals ein gesundes Kind
Parallorpheus
Quietschvergnügt
Recht
Schattenpfad01
Schönes Haar
So ein Tag
Symptome
Traumwelt
Weihnachtsgeschichte

Gedichte
Danach
Das geschminkte Schweigen
Hass
Ich
Klammern süsse Kraft
Mein sanftes Herz
Melancholische Verabschiedung
Mich statt Deiner
Mit Dir fort
Schneegeleit
Vanity
Verdrängen
Verschiebung
Wintermut
Zum Abschied

E-Books & Serien
Jetzt alle E-Books gratis unter diesem Link zum fünfjährigen Jubiläum von story.ch!
AbendStreifen, WirrSpiel, Warten auf SinnLicht, SinnLicht, RegenSchein

Die Erstausgabe von SinnLicht kann zum Preis (inkl. Versand) von 27 CHF (19 EUR) auf sinnlicht.com geordert werden.

StadtGeist - Novelle

Mein|Eid - Novelle

bar.theke bei RUHESTÖRUNG
Der Anfang
Episode 002
Episode 003
Episode 004
Episode 005
Episode 006
Episode 007
Episode 008
Episode 009
Episode 010
Episode 011
Episode 012

story.ch mithilfe von google.com ganz einfach durchsuchen...


story.ch Newsletter

E-Mail

... und hier das Archiv der Newsletter zum Ansehen.

(Der story.ch Newsletter kann jederzeit abbestellt werden - mit dem angemeldeten Absender eine E-Mail senden.)


story.ch präsentiert: Mein|Eid, das neueste Büchlein von Patrick Armbruster. Für nur noch 7 Franken!


story.ch ist die Plattform für elektronische Verbreitung literarischer Werke junger AutorInnen. Die Themen reichen von Alltagsgrau, urbanem Leben über Liebe, Leidenschaft, Erotik bis hin zu fantastischen Märchen.

©1997-2009 by Patrick Armbruster & story.ch, die grösste Schweizer Online-Literaturplattform