Mondkalender. Wann ist Vollmond vor Beltane? Jedes Jahr verfolgt mich wieder eine Geschichte, die ich einst im Frühling 1997 auf einem damals schon veralteten Notebook getippt hatte. Ich erinnere mich daran, Vorlesungen geschwänzt zu haben, um sie zu schreiben. Die Einsamkeit meinen Begleiter jener Zeit zu nennen, wäre falsch. Ich war die Einsamkeit. Damals schrieb ich zum ersten Mal von Hand in eines meiner Notizbücher die Zeile, welche ich zur eigenen Reflektion immer wieder, wenn ich mich einsam fühlte, niederschrieb: "Mein Herz ist Tränen." Ich glaube die Formulierung erfunden zu haben, obschon mir bewusst ist, dass ich sie an ein Filmzitat anlehnte. In Francis Ford Coppolas 'Dracula' sieht Mina in des Grafen Armen liegend den Selbstmord seiner Frau und sagt: "Die Prinzessin, sie ist ein Fluss, ein Fluss aus Tränen." Damals schrieb ich 'Das Mondmädchen'. Und obschon mich das Fest Beltane schon damals fasziniert hat, war es am Ende die freudige Aufnahme meiner Leser, welche mich jedes Jahr wieder daran denken liess. Vollmond vor Beltane. 27. April 2002. Ein Samstag. Hervorragend. Jetzt aber schnell. Die Etiketten sind gedruckt und auf die 'Schreiben tut weh'-Postkarten geklebt. Unter die Leute. Die Postkarten an verschiedenen Stellen verlieren, damit die Menschen sie zufällig finden können. (Kann/soll/darf man die 'Serendipity' anderer Menschen steuern?) Einmal um die Altstadt. Karten verlieren. Steinberggasse, fast wieder zuhause. Dodo steht vor mir. "Hallo!" sagt sie. Steht da. Ein ausgeliehenes Video in der einen, ein McDonalds Sundae in der anderen Hand. Blass gekleidet mit den roten Tanzfinken sieht sie schön aus in der mondbeschienenen Nacht. "Wir könnten tanzen gehen," schlage ich vor. Dodo geht mit mir tanzen. Sie tanzt wundervoll, ich stehe an der Bar und sehe ihr zu, während ich ein Bier trinke. "Wir könnten das Video bei mir sehen," schlage ich vor, als sie sagt, sie werde gehen. Dodo geht mit mir das Video sehen. Sie zieht ihre roten Tanzfinken aus und macht es sich auf meinem roten Sofa gemütlich. Der Film ist wunderbar. 'Mononoke Hime' zeigt einmal mehr, dass in japanischen Zeichentrickfilmen das Böse niemals wirklich böse, das Gute niemals wirklich gut ist. Dualität der besonderen Art. Frühmorgens zeigt die Umstellung auf die Sommerzeit dasselbe: Es fahren schon die Busse, so dass Dodo in ihren roten Tanzfinken nach Hause fahren kann, anstatt den Weg zu Fuss zu gehen. Und mir bleiben nur noch wenige Stunden zum Schlafen, und so entscheide ich mich für das Schreiben einer Geschichte.