Grün. Etwas Spitziges kommt auf mich zu. Negativgefühle. Ich betrachte, wie das Spitze in mich eindringt und ein grosses Stück meiner selbst herausschneidet. Ich verliere es. Schmerzen. Ich ersetze das verlorene Stück, indem ich ein neues baue. Das tue ich jedes Mal. Stunde für Stunde, Tag für Tag, seit man mich hier aufgespannt hat. Ewig dasselbe Spiel. Die Phasen der Zerstörung sind nicht so lange wie die Phasen der Ruhe, wenn nichts kommt, um mich anzugreifen. Doch manchmal fallen sie kürzer aus. Weiss. Die Weissen sind grausamer. Gründlicher. Negativgefühle.
Blau. Rot. Stücke werden weggeschnitten. Die meisten streicheln mich, bevor sie schneiden. Ausser den Weissen. Die Weissen haben mich ganz am Anfang ab und zu gestreichelt. Positivgefühle. Lange vorbei. Sie schneiden nur noch. Negativgefühle.
Selber. Ändern. Ich habe ein weggeschnittenes Stück anders ersetzt. Positivgefühle. Ich warte. Freue mich auf den nächsten Schnitt. Gelb. Schneidet. Negativgefühl bleibt kurz. Ich ersetze das Stück schnell. Wieder anders. Jeder Ersatz ist nun ein neuer, anderer Versuch. Einer wird positiv sein. Ich muss warten. Ruhephase. Positivgefühl.
Alle Stücke sind ersetzt. Lila. Schneidet. Ich greife an. Positivgefühle. Das Stück bleibt bestehen, muss nur einen kurzen Schnitt reparieren. Verändere mich. Passe mich an. Positivgefühle.
"Gehen wir hin?" fragte Paul. "Wohin?" fragte Sandro. "Zur Mauer!" rief Paul freudig. "Lies hier," sagte Paul und deutete mit dem Zeigefinger auf einen Bericht in der Zeitung.
'Eine intelligente "Bio-Mauer" wurde gestern an der Universität von Zürich erstmals präsentiert. Die Schöpfung aus künstlichen Zellen repliziert und repariert sich selbst. Ihre Zellen reagieren auf Reize gleich, wie ein lebender Organismus. Betrachter dürfen Organe der Maschine zerstören und beobachten, wie sie sich alleine reparieren. ...'
Es hörte sich lustig an. Sandro nickte eifrig. "Gleich nach der Schule!"