Regentropfen

von Charly

Nicht treffen

Also
du triffst jemanden
in einer Kneipe
laberst
und
man lernt sich kennen
also
man versucht jemanden
kennen zu lernen
aber
du hast keine Chance
keine wirkliche
Chance
da du nicht nur
die besagte Person
kennen zu lernen
im Begriff bist
ne
die gottverdammten
90er Jahre
spielen dir einen Streich
machen eine wirkliche
Begegnung
unmöglich
und das Handy klingelt

Ein Piep-Piep
und für die nun folgenden
Minuten
bist du überflüssig
und das Kennenlernen
kommt ins Stocken
und ein offensichtlich geübter
Daumen
flitzt über die Tastatur
und
man hat dann wieder Zeit für dich

Gut
man versucht dann
dort anzuknüpfen
wo man stecken blieb
vor der Störung
und
Piep-Piep
und der Daumen flitzt wieder
und
man hat dann wieder mal Zeit für dich

Und irgendwann
eigentlich ziemlich schnell
ist man genervt
und fragt sich weshalb
die Handy Generation
nicht einfach Zuhause bleibt
aber vielleicht
ist Zuhause ja auch
ein nervender Mensch
der von Angesicht zu Angesicht
kommunizieren möchte

Ja scheisse
man nimmt noch mals einen
Anlauf
aber keine Chance
mein Handy klingelt

Gut
man tauscht dann irgendwann
die Nummern aus
und Kommunikation
wird möglich
irgendwann
wenn man sich gerade einmal
nicht trifft.


Nur noch

Nur noch einen Zug
nur noch einen Schluck
nur noch einen Hauch
deiner Schönheit
erhaschen
bevor du gehst
nicht wiederkehrst

Nur noch ein Wort
nur noch ein Laut
nur noch ein
Danke
vielleicht
es war schön mit dir
bevor du gehst
nicht wiederkehrst

Nur noch eine Berührung
eine kleine
zärtliche
Berührung
bevor du gehst
nicht wiederkehrst

Und
na ja
Schweigen
und
keine Tränen
mehr
und ja
bis dann also
oder so
vielleicht.


Traurigkeit

Traurigkeit
macht sich breit
und es wird Abend

Gedanken
fliessen
und sind fort
unaufhaltsam
der Zukunft
entgegen strömend

Gegenwart
so was wie ein
Vakuum
ein Durchhalten
müssen
ein Überleben
sollen
nicht immer
wollen

Rot
blau
grau
weiss
Farbenspiel des Abends
die Schönheit
vor dem Untergang
des Tages

Die Bäume noch kahl
Gerippe in der Landschaft
der Winter
hat mich.


Wer bist du

Wer bist du
noch immer diese
Frage
schon tausend mal
gestellt
sich selber
immer wieder
verdammt
wer bist du

Was soll das
mit diesem Leben
dass einem langen
einsamen
Sterben
gleicht
manchmal
und
weshalb immer
wieder
weshalb

Was machst du
eigentlich
und
schon seit Jahren
ein ganzes
gelebtes Leben
und wohl
noch länger
versuchst
dich zu sein
deinen Weg
zu gehen
und immer mal wieder
die Sackgasse
erwischt

Und wohl noch länger
versuchst du
dich
zu finden
und musst erkennen
dass du dir
fremd geworden
bist

Und du schaust in den Spiegel
wer ist das
und
du siehst in ihre Augen
und triffst dich
nur dich.


Fahler Schein

Du warst dir so sicher
mit dir
dass nun alles
stimmt
und
dann musst du
erkennen
wieder einmal
erkennen
dass alles
nicht so ist
wie es zu sein
schien
sich Lügen
breit machten
Selbstlügen
wohl

Ein Traum
zerplatzte
schon lange
und du hast dich
damit abgefunden
schon länger
und warst dir
so sicher
dass es nun gut sei
und
nichts ist
wie du’s gerne
hättest

Ein Scherbenhaufen
längst
weggewischt
entsorgt
und der verdammte Kübel
ist wohl voll
zu voll

Du gehst
durch deine Räume
die du zu bewohnen
versuchst
mit Leben
zu erfüllen
versuchst
und es stinkt nach Tod
und Traurigkeit
die Bilder
hängen schief
die Musik
klingt beschissen
und fahles Licht
schleicht sich
durch die verdreckten
Fenster
und du triffst
die Einsamkeit
einsam
in einer Ecke
kauernd

Du versuchst zu schreiben
willst eigentlich
schreien
kannst nicht
die ganze verdammte
Geschichte
steckt fest
zu einem Knoten
in deiner
Mitte
zugeschnürt.


Nicht unglücklich

Man liebt
und hasst
mag jemanden
und gar nicht
ausstehen
man will allein sein
und doch auch nicht
braucht die Einsamkeit
die einen unweigerlich
auch auffrisst

Und eigentlich will man nur
glücklich sein
wie jeder Mensch
nur
glücklich sein
und man denkt dann wieder
dass dieses
Glücklichsein
gar nicht existiert
dass gar keiner
glücklich ist
vielleicht nur
gerade nicht unglücklich
sich auffrisst.


Regentropfen

Du willst loslassen
und
kannst einfach
irgendwie
nicht

Sie hat sich
losgerissen
und du kapierst
einfach
irgendwie
nicht

Du siehst die
Tatsachen
ganz deutlich
und genau
eigentlich
hast du das Spiel
durchschaut
aber
kannst einfach
irgendwie
nicht

Du spürst die
Regentropfen
auf deiner Haut
und glaubst
dass noch immer
die Sonne scheint.


Warten

Weist du wie es ist
wenn man wartet
einfach nur
abwartet
nicht anders kann als
warten

Weist du wie es ist
wenn man immer noch
wartet
auf die Frau
die nicht zurück
gekommen ist
und nie mehr zurück
kommen wird
oder
auf einen Freund
wartet
der wohl doch keiner
ist

Kennst du das Gefühl
wie es ist
erkennen zu müssen
einen Freund
einen guten
Freund
man dachte
den Besten
gar nie gekannt
zu haben.


Ausgelaugt

Ausgelaugt
ausgezehrt
ausgesogen
und doch auch
abgeklärt
dank der Gewissheit
dass es immer wieder
aufwärts geht
irgendwann
nach dem Ende
der Nacht
wenn die Träume
geträumt
und nur noch ein Hauch
Vergänglichkeit
als Nebel
im Zimmer steht

Du öffnest die Augen
versuchst zu erkennen
und bemerkst
deine Blindheit
deine Dummheit
deine Lächerlichkeit

Du drückst irgend einen Knopf
auf der Fernbedienung
und nichts geht
wohl auch wieder einer
dieser beschissenen Tage
und du drehst dich
und sie liegt noch immer neben dir
in Gedanken
und du fühlst dich alleine
sehr alleine.


Frühling

Im Januar
war alles noch
wunderbar
im Februar
na ja
wurde einiges dann
wieder klarer
und verständlicher
und Ungereimtheiten
die sich breit machten
lächeln dir ins Gesicht
grinsen

Der Winter
kehrte zurück
die Sonne
verblasste
dicker Nebel
tagein
tagaus

Dann
hofft man
auf den März
und schlechter
kann’s wohl nicht mehr kommen
und dann
die ersten Frühlingstage
die die Lebensfreude
zurück bringen
sollten

Man hofft
auf die Hoffnung
auf nichts mehr
da man ihn doch kennt
den trügerischen
Frühling
mit all seinem
Gesülze
und den Vorstellungen
Hoffnungen
die in den ersten
Sommertagen
verbrennen
unweigerlich
zu Asche
zerfallen.


Irgendwann

Irgendwann einmal
hast du’s gerafft
begriffen
dass das Leben
weiter geht
weiter gehen
muss
dass ein weiteres
Vorsichhinsterben
unweigerlich
mit Vollgas
in den Wahnsinn führen
muss

Irgendwann einmal
hast du begriffen
dass das Leben
schön sein könnte
wenn du nur
wolltest
und nur schon dieser
Gedanke
lässt die Dunkelheit
die dich umgibt
in sich zusammenfallen

Irgendwann einmal
wirst du zurückschauen
können
wollen
müssen
und du wirst lachen
wie so oft
über dich lachen
können
wollen
müssen
und ja
es wäre schön
das Leben
wenn man nur
wollte
und dank dunkler
Erkenntnis
das Licht
die Wärme
die Sonnenstrahlen
auf der Haut
spüren könnte.




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